Zukunft Baukultur I - Fokus Linz

Wenige Wochen vor den Wahlen Ende September kam es im Architekturforum Linz zu einer spannenden Gegenüberstellung politischer Parteien: Die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten lud am 
9. September gemeinsam mit der Plattform Baukultur zur Podiumsdiskussion ein. Die beiden Vizebürgermeister Forsterleitner (SPÖ) und Baier (ÖVP), die Gemeinderäte Pfeffer (FPÖ) und Pühringer (Die Grünen) und die Gemeinderatskandidaten Potocnik (Neos) und Friedl (KPÖ) nahmen zu verschiedenen Themen von der Stadtentwicklung bis hin zu den damit einhergehenden raumplanerischen Aufgaben Stellung.

Der Fokus des Abends lag auf den vielfältigen Herausforderungen vor denen Entscheidungsträger bei baulichen Projekten stehen und der hohen Verantwortung die sich daraus für die Gestaltung der Umwelt ergibt. Unter der Moderation von Volker Dienst wollte man den politischen Vertretern konkrete Vorschläge für die Zukunft der Linzer Baukultur entlocken.

Einleitend stellte Kammerpräsident Kolbe die dringende Forderung nach einem Vergabebeirat in den Raum, welcher bei der Findung des jeweils geeignetsten Vergabeverfahrens eingesetzt werden soll. Ein Instrument wie dieses würde enorm zur Steigerung der Transparenz beitragen und stieß bei den Politikern auf Zustimmung. Forsterleitner spricht sich als Befürworter des Wettbewerbs aus, sieht ein Gremium jedoch skeptisch, wenn es um einfache Arbeiten wie beispielsweise die Erneuerung einer Fassade oder den Bau eines Kanals geht. Friedl und Pühringer teilen diese Auffassung und würden die Ausarbeitung von Statuten für den Beirat begrüßen. Alleine Potocnik sieht einen Vergabebeirat sehr kritisch und bezeichnet ihn als „zahnlosen Tiger“. Er ist der Meinung, dass das politische System keinen Wettbewerb wünscht, da dann Aufträge nicht mehr ohne weiteres an Freunde vergeben werden können.

Fehlendes Konzept bei Stadtplanung?

Bei der Frage wie man zukünftig höheren Wert auf Qualität im Städtebau legen, und gleichzeitig die vielfältigen Anforderungen der Menschen berücksichtigen kann, wies die Mehrheit der Politiker darauf hin, dass die Raumplanung der Stadt im Argen liegt. Baier stach hier besonders hervor: „In Linz gibt es derzeit keine Stadtplanung! Wir brauchen einen guten Baudirektor der auch über den Tellerrand schaut.“ Als besonders schlechtes Beispiel für Stadtentwicklung erwähnte Potocnik das „Totalversagen am Bulgariplatz“, dem Friedl beistimmt. Auch für die „grüne Mitte“ hagelt es Kritik: Die 800 gleichen Wohnungen würden einem Ghetto gleichen, meint Potocnik. Auch die Mehrheit der anderen Parteien kritisieren die „grüne Mitte“ und die Vorgehensweise am Hafen. Heinz Plöderl, Sektionsvorsitzender der Architekten, kritisiert die nicht vorhandenen Konzepte einer städteplanerischen Gesamtentwicklung und dass es keine übergeordnete Leitplanung gibt.

Forsterleitner lenkte hier ein und stellte klar, dass es sich bei der „grünen Mitte“ keinesfalls um lauter identische Wohnungen, sondern um neun unterschiedliche Typen die sehr wohl auf unterschiedlichste Bedürfnisse abgestimmt seien. „Zu viele kleine Wohnungen die nur 20 Quadratmeter groß sind würden aber am Bedarf vorbeigehen. Der Wunsch der Mieter geht ganz klar in Richtung größere Wohnungen.“ Unter anderem führt er die Solar City als Beispiel guter Stadtentwicklung an und verweist auf die Plattform meinlinz.at auf der die Bevölkerung über die Zukunft des Hafens mitbestimmen kann.

Fehlende menschliche Dimension in Linz?

Regionalsprecher der Plattform Baukultur Bernhard Rihl wies beim Thema Mobilität darauf hin, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Linz zu schwach ausgebaut sind: „Die Stadt ist zu stark auf Autos ausgelegt, es fehlt die menschliche Dimension.“ Das Thema Mobilität sorgte für weitgehenden Konsens unter den Politikern. Sie alle befürworten die sanfte Mobilität und die Forcierung der öffentlichen Verkehrswege. Pühringer plädierte allen voran für autofreie Zonen in Linz, während Baier eine Lösung in Bedacht zieht, die Individual- und öffentlichen Verkehr berücksichtigt: „Es geht nicht um ein entweder – oder, sondern um ein sowohl – als auch. Man braucht die Westumfahrung um den innerstädtischen Verkehr zu entlasten, aber auch den Ausbau der Schiene und durchgehende Radwege.“

Forsterleitner reagierte während der ganzen Podiumsdiskussion sehr positiv auf die vielen Vorschläge und Anregungen: „Ich nehme alle Anregungen mit und werde sie mit den Kollegen diskutieren!“

Hier finden Sie die Gegenüberstellung der Antworten der Parteien.

Eine zweite Podiumsdiskussion findet am 16. September 2015 um 18:00 Uhr mit Landespolitikern im Architekturforum statt.